„Paradoxe Genderperformanzen im Feld der Mode?
Hijabi Creatorinnen als neue Vorbilder für muslimische Frauen“
Muslimische Frauen, die sich modisch kleiden wollen, fehlte es bis vor kurzem am passenden Angebot und stilsicheren Vorbildern für modest fashion. Hinzu kommt noch, dass religiöse Kleidungsregeln und Fashion Codes häufig als gegensätzlich dargestellt werden.
In ihrem ethnografischen Projekt untersucht Dr. Laura Haddad, wie muslimische Influencerinnen in Deutschland – sogenannte Hijabi Creatorinnen – mit diesen widersprüchlichen Erwartungen umgehen. Dabei geht es vor allem darum, wie sie über soziale Medien wie Instagram neue Wege finden, sich auszudrücken, Diskurse umzudeuten und eigene Vorbilder zu schaffen.
Im Feld der Hijabi Creatorinnen auf Instagram lässt sich eine große Bandbreite an Genderrollen und Vorstellungen legitimer Weiblichkeiten beobachten, die sie im Vortrag illustrativ skizziert. Sie reichen von trad wife Ästhetiken bis hin zu feministisch konnotierter empowerment- Prosa. Zwischen diesen Polen finden sich auch ambivalente Positionen, die zum Beispiel das Stillen von Babys in der Öffentlichkeit propagieren, jedoch bei Fragen der Aufteilung von Care-Arbeit stereotype Geschlechterrollen reproduzieren.
In ihrem Vortrag zeigt Dr. Haddad, wie Hijabi Creatorinnen Teil einer vielfältigen Influencerinnen-Szene sind. Sie nutzen Mode, Lifestyle und soziale Medien nicht nur zur Selbstvermarktung, sondern auch, um sich gesellschaftlich zu positionieren. Ihre Inhalte verbinden persönliche Erfahrungen mit politischen Botschaften und reflektieren gesellschaftliche Erwartungen. Dr. Laura Haddad versteht ihre modischen Darstellungen als eine Art wandelndes Wissen – als neue Formen von role models für muslimische Frauen in Deutschland.